Der Schweiss rinnt mir nur so vom Gesicht.
Ich versuche mein schweres Fahrrad durch den dicken, zähen Schlamm der Mountainbikepiste zu schieben.
Doch der Schlamm verstopft alles und meine Räder blockieren.
Mit den Schlammkilos ist mein Fahrrad nun so schwer, dass ich es nicht mehr anheben kann. Weder Schieben, noch Anheben funktioniert.
Meine Schuhe versinken im matschigen Untergrund und kleben sich hartnäckig darin fest.
Hier auf dem Land in Kuba ist der Schlamm grau und zäh.
Die MTB Route erinnert eher an eine Lehmstraße.
Wie soll ich mit den ganzen Extrakilos Schlamm an Fahrrad und Schuhen den steilen, schlammigen Hügel hochkommen?!
Pünktlichkeit wird bestraft
Als pünktliche Deutsche finde ich mich Punkt 6.00 Uhr am Treffpunkt – dem Kreisverkehr des großen Stadions im Stadtteil Ciudad Deportiva ein.
.Wehe ihr lasst mich dort in der Nacht alleine warten”, hatte ich die Jungs am Vorabend noch vorgewarnt.
Und da stehe ich nun in der Nacht – alleine, weit und breit kein Radfahrer.
“Na super – wann werde ich endlich lernen in Kuba einfach immer eine halbe Stunde später einzutreffen?”, denke ich mir und erinnere mich traurig an den Kaffee, den ich in der Hast zu Hause habe stehen lassen, nur um die anderen nicht warten zu lassen.
Heute soll es zu einer MTB Fahrradtour durch das hügelige Tal rund um die kubanischen Dörfer Peñalver und Campo Florido gehen.
An diesen ca. 30 km von Havanna entfernten Orten wollen wir zusammen mit einigen anderen die neue Fahrradroute für einen kommenden MTB Wettbewerb in Kuba testen.
Moskitoalarm im Morgengrauen
Jejenes – Moskitoalarm!
Ein Springbrunnen im Morgengrauen in Havanna ist wohl nicht der Beste Treffpunkt. Ungeduldig springe ich auf und versuche die winzigen Biestern loszuwerden.
Doch die sind mega schnell, mit dem bloßen Auge kaum aufzumachen und erfreuen sich offensichtlich besonders an europäischen Blut.
Nach einer gefühlten Ewigkeit trifft der Rest der Gruppe ein und wir verlassen fluchtartig und zerstochen den moskitoreichen Treffpunkt.
Raus aufs Land – Lockdownstimmung ade
Auf der großen Straße Via Blanca geht es am schnellsten aus Havanna heraus in Richtung Nordküste.
Hier beginnen die ersten Hügel – Frühsport und Aufwärmen sind angesagt!
Freude kommt auf, als wir das Dorf Peñalver erreichen.
Wir Hauptsstadtkinder waren alle scharf darauf die Asphaltstraße endlich wieder gegen matschige Waldwege einzutauschen und ins kubanische Dorfleben einzutauchen.
Das kleine Dorf Peñalver ist noch halb verschlafen. Der Dorfbäcker öffnet soeben seinen Laden und der Duft nach frischen Brötchen durchströmt sie Straße.
In diesen abgelegeneren Gegenden kann man Land und Leute in Kuba am besten kennenlernen – die Locals wohnen hier noch ganz ursprünglich in einfachen Häusern an ihren Feldern.
Das gängige Fortbewegungsmittel ist hier immer noch die Pferdekutsche. Großstadthektik kann man hier lange suchen.
Wir fahren hinauf zum Treffpunkt an der winzigen Dorfkirche von Penalver, wo schon einige weitere Radfahrer warten und uns coronafreundlich mit einem Faustschlag begrüßen.
Der Dorfbäcker
Ob ich in Peñalver meinen ersten Kaffee heute bekomme?
Ich nutze die verbleibende Wartezeit und mache mich auch die Suche. Doch leider muss ich auch hier auf meinen Kaffee verzichten.
Am Dorfkiosk ergattern wir jedoch wenigstens kleine Schokoriegel und Brötchen.
Der nette Bäcker lässt mich sogar seine Toilette nutzen.
Sehr gut – ich habe noch nie eine kubanische Bäckerei von Innen gesehen und bin überrascht, dass es doch einigermaßen sauber aussieht.
MTB Kuba – Verfolgt von freilaufenden Kühen
Endlich sind wir mit 21 Fahrradfahrern aus unterschiedlichen Mountainbikegruppen vollständig und starten aus dem Dorf heraus zu den grünen Feldern.
Da es die letzten Tage ausgrund eines frente frio (Tief) geregnet hatte, sind die Wege noch ganz durchweicht.
Ich weiß nicht, was mich erwartet und bleibe daher erstmal hinten und lasse die Gruppe voran.
Böser Fehler – denn die Gruppe scheucht eine unangebundene Kuh auf.
Die beginnt nun natürlich wie wild hinter den Fahrradfahrern den kleinen Pfad hinterherzuspringen, schlängt mit ihren Hufen aus und schüttelt ihren gehörnten Kopf unkontrolliert von rechts nach links.
Ein mulmiges Gefühl steigt in mir auf und ich sehe mich bereits beim Rodeo und im Matsch liegend unter den Hufen der Kuh.
Papperlapapp – bitte einmal das Kopfkino ausschalten!
Vorsichtig fahren wir letzten drei hinter der durchdrehenden Kuh hinterher und hoffen, dass sie sich nicht umdreht.
Doch wir haben Glück und die Kuh gesellt sich kurze Zeit später als wäre nix gewesen zu ihren Artgenossen. Puh – nochmal gut gegangen!
Routenbesprechung mit dem Chef
Wir fahren am hellblau glitzernden See Peñalver vorbei und versammeln uns kurz.
.Passt gut auf heute – beim Regen der letzten Tage und den schlammigen Pisten wird die geplante Tour heute alles andere als einfach.”, meint Josvanny, der Organisator des kommenden Mountainbike-Wettbewerbs.
Er kennt die Mountainbikerouten in Kuba rund um Peñalver und Campo Florido wie seine Westentasche.
Hier in den kubanischen Dörfern erkundet und sucht er regelmäßig neue MTB Pisten.
.Und jetzt los und viel Spaß bei den nächsten 100 Metern”, setzt er noch schelmisch grinsend dazu.
Ich weiß nicht was er damit gemeint hat, doch beim Weiterfahren sehe ich es und mir entfährt ein Laut des Grauens – ein Monstermatschberg.
Majestätisch zieht er sich steil in die Höhe. Wir soll man da nur raufkommen?
Der Berg besteht buchstäblich nur aus gräulich dicken, klebligen Matsch.
Der Monstermatschhügel
Schon bald blockiert der Matsch unsere Fahrräder und wir müssen absteigen.
Doch entsetzt stelle ich fest, dass nicht mal mehr das Schieben möglich ist.
Warum schaffen es hier alle ihr Rad so einfach anzuheben? Neidisch schaue ich auf die leichten Carbonrahmen.
Mit aller Kraft versuche ich mein Rad hochzuheben, doch schaffe es nicht und fühle mich wie der geborene Anfänger.
Innerlich verfluche ich die schweren Radschläuche die ich mir aus Deutschland mitgebracht habe.
Diese sind mit einer Flüssigkeit befüllt, welche den Schlauch von innen repariert, sobald er zerstochen wird.
Dadurch hatte ich seit 3 Monaten keinen Platten mehr – dafür jedoch ein 2 Kilo schwereres Rad.
Der Matsch der zäh an meinem Fahrrad klebt bringt weitere Kilos mit sich.
Wer sein Rad liebt – der trägt es…
Ich schaffe es, wenigstens mein Vorderrad anzuheben und schleppe mein Rad, das Hinterrad durch den Schlamm hinterherziehend, den Berg nach oben.
Der Schweiss rinnt mir nur so vom Gesicht.
Ein Schritt nach dem anderen.
Von Oben aus filmt ein Kumpel belustigt wie wir uns den Berg hochquälen und lacht sich dabei kaputt.
Was ist nur los mit denen, denke ich mir.
Sonst lassen die Kubaner eine Frau nicht mal alleine aus dem Wagen steigen und heute hilft einem niemand dabei das gefühlt tonnenschwere Rad den Hügel hochzutragen?
Doch ich schaffe es aus eigener Kraft oben anzukommen und denke mir “wenn du das geschafft hast, schaffst du den Rest auch noch.”
Fahrrad fahren zwischen Baggern und Palmen in Kuba
Wir sind in einer Art Steinbruch angekommen.
Die schweren Bagger die um uns herumfahren bügeln den Schlamm einigermaßen glatt und schaffen somit befahrbare Wege in der Schlammwüste.
Hier oben in Peñalver wird Baumaterial gewonnen.
Die Straßen sind lehmig nass und besser befahrbar als die graue Matschpampe am Berg. Zwischen Baggern, Lastwagen, Schutt und Palmen fahren wir durch die karge, graune Industrielandschaft.
Pfützenspaß für Groß und Klein
Doch die nächste Matschstraße lässt nicht lange auf sich warten.
.Wascht eure Räder in den Pfützen, so kommt ihr schneller voran.”, weist uns Josvanny an.
Radmechaniker Fernando springt glücklich quiekend wie ein Kind in jede Pfütze und wäscht sein Rad mit Begeisterung.
Stimmung kommt auf und lachend bringen wir unsere Räder zur wandelnden Waschanlage.
Plötzlich höre ich ein lautes Platsch hinter mir. Die Menge grölt.
.Midnay du sollst dich nicht samt Fahrrad in die Pfütze legen”, ruft jemand.
Da die meisten unserer Gruppe richtige Fahrradschuhe mit Klick-System nutzen, kippt man samt Fahrad einfach um, wenn er es nicht schafft seine Schuhe rechtzeitig vom Pedal zu lösen.
Besonders witzig ist es natürlich, wenn dies direkt beim Durchfahren einer Pfütze passiert.
Hintergrund des Klick-Systems ist es, bei schlammigen Straßenverhältnissen während MTB und Downhill mit seinen Schuhen nicht vom Pedal abzurutschen und somit trittsicherer unterwegs zu sein.
Downhill auf der Schlammpiste
Josvanny gibt uns ein paar Hinweise zur folgenden MTB Route.
Es geht nun ziemlich steil bergab. “Haltet bitte den notwendigen Abstand!”, meint er.
Ich halte mich hinten, denn ich habe keine Lust darauf jemanden draufzufahren.
Meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass ich meinen Drahtbremsen nicht zu 100% vertrauen kann und dass diese schnell reißen.
Da höre ich auch schon ein lautes Rufen vor mir. Und schon ist einer gestürzt. Die Gruppe staut sich und wir versuchen zu sehen, ob alles gut ist. Doch ein Indianer kennt keinen Schmerz.
Weiter gehts tiefer in den Wald hinein, als ich plötzlich etwas quieken höre.
Auf dem Weg vor uns laufen doch tatsächlich Schweine durch die Gegend. Da hat ein Bauer wohl nicht ordentlich abgesperrt.
Die goldigen rosaroten Schweinchen rennen vor uns herum und geben uns die Route vor.
So habe ich mir die heutige Ausfahrt auf dem Land vorgestellt, denke ich glücklich.
Bizepstraining
Doch schon erwartet uns die nächste Schlammwüste.
Die Räder blockieren erneut.
Ich quäle mich ab und versuche mein Rad durch die Schlammmassen zu wuchten. Doch meine Schuhe die vor lauter daranklebenden Matschmassen schon nicht mehr zu erkennen sind, wiegen schwer und lassen mich nicht vorankommen.
Das am Boden festklebende Rad fortzubewegen ist eindeutig nicht meine Stärke.
Erschöpft halte ich inne und versuche mich wieder zu sammeln und eine Lösung für diese missliche Lage zu finden.
Da kommt mir endlich ein Kumpel zu Hilfe und trägt einfach mal zwei Fahrräder auf seinen Schultern durch die Matschpiste.
Wie macht er das nur? Ich kann nicht mal ein Fahrrad hochheben!
Ein Hoch auf die kubanischen Kavaliere – es gibt sie also doch noch.
Kubanisches Dorfleben
Wir legen eine Verschnaufspause bei einer kleinen drei Häuser großen Siedlung mitten in der Pampa ein. Kinder stehen am Straßenrand und beobachten uns neugierig.
Eine Gruppe buntgekleideter, matschiger Radfahrer hat hier in der tiefsten kubanischen Pampa seit Corona lange niemand mehr zu Gesicht bekommen.
Abgemagerte Hunde laufen um uns herum und schauen uns betteld an.
Beherzt teilen wir unser Pausenbrot.
Die ersten Reifenplatten stehen an der Tagesordnung. Während einige ihre Schläuche flicken, versuchen wir anderen mit Hilfe von Stöckchen den Schlamm von unseren Rädern zu bekommen.
Palmige Traumstraße
Die kommende Mountainbikestrecke ist für mich wie ein einzigartiger, karibischer Traum.
Wir fahren durch eine endlos erscheinende Palmenallee, neben uns nichts als weite grüne Felder und grasende Kühe.
Endlich können wir mal ohne Matschbremse ordentlich in die Pedale treten und Natur pur genießen!
Die langstiehligen, schlanken Königspalmen biegen sich in perfekter Anordnung elegant in die Höhe und schaffen so einen natürlichen Bildrahmen.
Bier – verborgener Schatz im Niemandsland
Im kubanischen Dorf Campo Florido angekommen, legen wir eine Pause am Ranchon (strohgedeckte Raststätte oder Bungalow) des Dorfes ein.
Leider gibt es wieder keinen Kaffee – ich glaube mein Koffeinspiegel war noch nie so weit im Keller.
Dafür finden wir hier massenweise (warmes) WINDMILL Bier für 1.50 CUC, Wasser und Saft.
Da es zu Coronazeiten in Havanna gerade fast unmöglich ist Bier zu finden, packen sich einige unserer Gruppe gleich ihre Rucksäcke voll.
Wie sie mit den extra Kilos eine MTB Tour machen wollen, bleibt mir ein Rätsel, doch bei Bier hört ja bekannterweise der Spaß auf und ich verkneife mir einen Kommentar.
Regenreiche Abkühlung
Wieder andere kaufen Brötchen beim Bäcker um die Ecke, flicken ihren zerstochenen Reifen oder fahren im einsetzenden Regen Kreise auf dem naheliegenden Parkplatz um den Matsch aus den Reifen zu bekommen.
Plötzlich macht es laut Platsch – und welch ein Wunder: Midnay liegt schon wieder in der Pfütze und sorgt damit trotz Tropenregen für allgemeine Heiterkeit. Kurvenkratzen auf regennasser Straße sollte gelernt sein!
Endlich ist auch der letzte Reifen geflickt und es kann wieder losgehen. Die letzte Etappe vor unserer wohlverdienten Pizzapause im Dorf Peñalver steht an.
Verschiedenfarbige Schlammschichten
Noch nie in meinem Leben war ich von oben bis unten so voller Schlamm gewesen, wie nach dieser letzten Mountainbikestrecke zwischen Campo Florido und Peñalver.
Durch den gerade erst gefallenen Regen sind die MTB Pisten total pampig.
Bei Talfahrt fliegt mir der Schlamm nur so um die Ohren. Ich bin unendlich froh darüber dank Corona als Maskenersatz ein Schlauchtuch dabeizuhaben – somit kann ich wenigstens mein halbes Gesicht schlammfrei halten.
Mit zusammengekniffenen Augen schlittere ich die Piste herab.
Doch obwohl ich nur noch wage zu blinzeln gerät Matsch in meine Augen.
Nun verstehe ich den Sinn der Radbrillen, welche die meinsten meiner Mitfahrer benutzen. Bei nur ca. 20% Sicht hoffe ich, während der Abfahrt keinen Stein und kein Schlagloch zu übersehen.
No risk – no fun!
Doch dann ist es schon geschehen – mein Vorderrad gerät auf einen Stein im Schlamm und rutscht ab. Ich segel in die Schlammpampe. Halb kann ich mich noch auffangen und bin schnell wieder auf den Beinen, bevor mir jemand auffährt. Puh – das war knapp! Aber es ist alles noch dran.
Dem Schlamm sei Dank, dass wir heute beim Stürzen weich fallen.
Endlich kommt die Sonne heraus und taucht das regennasse, grüne Tal in goldenes Licht. Wie schön es doch hier ist!
In der Ferne sehen wir Geier, die mit weit ausgebreiteten Flügeln auf einem Baum hocken und so ihre Federn trocknen lassen.
Wie sagt man so schön in Kuba – Siempre que llueve escampa (Jeder Regen hört auch wieder auf)
Kubanische Pizza im Dorf Peñalver
Endlich kommen wir in Peñalver an und versammeln uns an der Kirche.
Hier sehen wir das Ausmaß der Beschehrung – wir sind alle von oben bis unten voller Schlamm.
Mit den letzten Resten aus unseren Wasserflaschen, die nicht weniger Schlamm abbekommen haben, versuchen wir uns wenigstens den Schmutz aus den Gesichtern zu waschen.
Endlich kommt Rafa, der die Pizza abholen war, mit einem Beutel voller dickbödiger, kubanischer Minipizza für je 12 CUP (umgerechnet ca. 0.50 CUC) zurück. Wie das duftet! Heißhungrig stürzen wir uns auf die Pizzen.
Es ist mal wieder einer dieser Momente wo man glückseelig denkt, noch nie im Leben etwas Besseres gegessen zu haben.
Plötzlich merke ich, dass Rafa blitzsauber ist.
.Warst du etwa duschen?!”, frage ich ihn entgeistert. “Hab mir den Gartenschlauch der Pizzeria ausgeliehen und mich samt Camelbag und Fahrrad abgebraust”, meint er schelmisch.
Neidisch schauen wir seine blitzblanken Sachen an und hoffen auf einen heute noch einsetzenden Tropenregen um uns die Großreinigung zu ersparen.
Der kubanische Tropenregen aka Fahrradwaschanlage
Wir verabschiedenen uns von den anderen Moutainbikecliquen und sehen zu, dass wir die letzten Kilometer nach Havanna schnell hinter uns bringen.
Wir wollen alle nur noch schnell unter die Dusche.
Wenn ich mir mein Fahrrad so ansehe, wird mir übel. Es schreit förmlich nach einer ausgiebigen Reinigung.
Der Schlamm sitzt hartnäckig in allen Zwischenräumen fest. “Heute nicht, und morgen nicht gleich”, denke ich mir müde.
Doch einige Kilometer vor Havanna kommt meine Rettung – ein Tropenregen entläd sich direkt über uns.
Jubelnd rasen wir die Autobahn entlang, das Wasser der Straße spritzt von allen Seiten an uns hoch.
Ich fühle mich wie neugeboren! Der strömende Tropenregen wäscht uns den Großteil des Schlammes von Leib und Fahrrad.
Bei Cojimar kurz vor Havanna müssen wir wegen einem Platten anhalten.
Wir nutzen die Wartezeit und kaufen hier direkt beim Bauern auf der Straße frische Mango.
Hier auf dem angelegenen Land, wo die Bauern ihren Mangobaum direkt im Garten stehen haben bekommt man das Obst meist günstiger als in der Hauptstadt.
Radpanne zum Tagesabschluss
Es fehlen nur noch ca. 12 Kilometer nach Havanna.
Plötzlich merke ich, dass mein Hinterrad eigenartig schlenkert. “Mist, halt mal an!”, meint Rafa hinter mir.
Da sehen wir das Dilemma: Mein Hinterreifen ist aufgeplatzt und der Fahrradschlauch quillt daraus hervor. Schnell lassen wir etwas Luft aus dem Schlauch, damit dieser nicht explodiert.
Die letzten zehn Kilometer nach Havanna beschreite ich mit luftarmen Hinterreifen und komme fix und fertig zu Hause an.
100 Kilometer sind wir heute insgesamt gefahren.
Müde und doch beseelt von den abenteuerlichen Erfahrungen stelle ich mich samt Radsachen unter die Dusche.
Hinweise für eine Mountainbiketour an den kubanischen Dörfern Peñalver und Campo Florido
Eine 40-50 km lange Mountainbiketour auf den MTB-Pisten rund um die Dörfer Penalver, Campo Florido und Arango beträgt ab/an Havanna ca. 100 km.
Link zur STRAVA Aufzeichnung der MTB Tour
Aus diesem Grund fahren einige per Auto nach Penalver und starten die Tour erst ab/an Dorfkirche.
Im Tal rund um Penalver gibt es viele verschiedene MTB Routen. Für die Mountainbikewettbewerbe in dieser Region werden die Routen immer ein klein wenig geändert oder es wird eine neu entdeckte Route gefahren.
Damit du dich in der kubanischen Pampa nicht verfährst, ist es ratsam sich vorher eine Route in einer offline App auszusuchen.
Bei den Wettbewerben wird hierfür immer OsmAnd genutzt.
Denn hier auf dem Land gibt es keine gute Datenverbindung und die Bauern, welche kaum aus ihren Dorf herauskommen, sind als Wegweiser auch nicht zu empfehlen.
Aus ebendiesem Grund ist es wichtig die Tour gut vorzuplanen: ausreichend Wasser und einen zuckerhaltigen Snack (Mani-Tafeln besorgen) um die Tour zu überstehen. Man kann sich hier in den ländlichen Gegenden Kubas nicht darauf verlassen, Wasser kaufen zu können. Das Essen, welches an den Dorfkiosken verkauft wird, ist sehr kubanisch und wahrscheinlich nicht für jeden ausländischen Magen bekömmlich.
In Campo Florido befindet sich der Ranchon, in welchem wir Bier und Getränke gekauft haben, direkt zwsichen der Station, wo die Zugwagons gewartet werden und der Dorfbäckerei (Panaderia).
Desweiteren gibt es im Dorfzentrum entlang der Hauptstraße mehrere „Fensterläden“, welche kubanische Snacks verkaufen (belegte Brötchen, Straßenpizza..)
Das beste Almuerzo habe ich bislang in Peñalver bei Alicia (Telefonnummer und Koordinaten gerne auf Anfrage) bekommen. Alicia ist eine kubanische Oma, die bei sich zu Hause typisch kubanisches Essen kocht.
Es gibt keine Karte etc, es gibt nur ein Tagesgericht.
Ein weiteres schönes Tagesziel für eine Mountainbiketour in dieser Gegend ist der Stausee La Coca im gleichnahmigen Naturschutzgebiet.
Link zur STRAVA Aufzeichnung der Radtour La Coca
Hier solltet ihr allerdings besser nicht ab Peñalver losfahren, wenn es in den letzten Tagen geregnet hat, denn die Wege rund um die Presa La Coca verwandeln sich in richtige Schlammwüsten. Von der Via Blanca und entlang der Aspaltstraße könnt ihr jedoch bis Campo Florido fahren und von da aus den kurzen Weg zum Stausee nehmen und euch somit einen Großteil der bei Schlamm fast unbefahrbaren Straße ersparen. Ansonsten gilt: Fahrrad schultern und zu Fuß weitermachen.