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SUP in Cuba – Stand-Up-Paddling with the kids in Havana

Ruhig treibt das SUP-Brett (Akürzung für Stand-Up-Paddling) den Fluss entlang. Um uns herum ist alles ganz still. Nur das Zwitschern der Vögel durchbricht die Stille.

Die anderen sind noch weit hinter mir.

„Stand-Up Paddling ist doch entspannender als jede Meditation“, denke ich noch, als ich konzentriert den Felsbrocken in den niedrigen Flussbrett unter mir ausweiche.

Da sehe ich ungefähr 5 Meter vor meinem SUP-Brett etwas grünliches aus dem Flussbrett ragen und mir wird kurz schlecht.

Ein Krokodil?! Das Herz sackt mir in die Hose – jetzt nicht ins Wasser fallen.

Doch im zweiten Moment atme ich auf – doch nur ein moosbewachsener Baumstamm!

Mensch Rebekka – hier in Havanna gibts doch keine Krokodile!

Stand-Up-Paddling in Kuba

Cachabum aus dem kubanischen Verkehrsmuseum

Am frühen Morgen treffen wir uns bei unseren Freunden Ruth und Billy, welche uns zu einem Stand-Up-Paddle Ausflug in der Nähe von Havanna eingeladen haben.

Der Tag beginnt mit stahlenden Sonnenschein vielversprechend und es ist für Mai in Kuba schon sehr heiß.

Nico, das dreijährige Kind der Beiden, hüpft bereits aufgeregt zwischen uns herum und begrüßt uns freudig.

Er weiß bereits, dass ihn bei jedem Treffen von unserer Clique immer ein tolles Abenteuer erwartet.

Billy holt ein eigenartiges kubanisches Fahrzeug aus der Garage, welches und zum Fluss Santa Ana bringen soll.

Eine Art Symbiose zwischen Motorad und Pickup. Cachabum, nennen sie es liebevoll.

Fahrzeug zum SUP Bretter Transport

Holländische Kraftfahrerin

Da Elvira die Einzige mit einer Motoradlizenz ist, darf unsere schwangere, holländische Freundin ans Steuer.

Nach ein paar Anfahrsversuchen hat sie den Dreh raus und wir rollen ruckelnd auf die Straße heraus.

Hinten haben wir fünf SUP-Boards, Paddel, Mittagessen, eine kleine Kühltruhe, inklusive 3 Erwachsenen und Nico verstaut.

Zusammengezwängt hocken wir im kleinen Anhänger und halten uns so gut es geht fest.

Als Elvira um die Kurve fährt, fliegen wir fast aus unserem Matchboxauto.

"Dale suave” (Fahr langsam), rufen wir lachend nach vorne.

Kichernd bemerken wir die erstaunten Blicke der Passanten.

Mit einer Fahrt im Cachabum kann doch kein Oldtimer mithalten. Was für ein Erlebnis!

Cachabum voller SUP Equipment
Fahrt im Cachabum zum Fluss

Rio Santa Ana

Da wir nur langsam fahren können, bildet sich schon bald ein Stau hinter uns. Sorry, muchachos!

Als wir endlich den Stadtteil Santa Fe durchquert haben, geht es auf die Landstraße herunter. Puh, endlich raus aus dem Verkehrschaos.

Nach dem letzten Kilometern auf der hauptsächlich aus Schlaglöchern bestehenden Landstraße kommen wir durchgeschüttelt am Fluss Santa Ana nahe dem Dörfchen La Oca an.

Normalerweise startet die SUP-Tour an der Flussmündung , welche sich hinter Santa Fe an der Schule für Medizin befindet.

Da es dort jedoch einen Polizeistützpunkt gibt und wir in Havanna aktuell immer noch „Meerverbot“ haben, wird die SUP-Tour gekürzt.

Coronabedingt ist es zur Zeit verboten im Meer zu schwimmen, zu surfen, etc.

Inwieweit Stand-Up-Paddling im Fluss erlaubt ist, wissen wir nicht, aber wir gehen lieber auf Nummer sicher und halten uns fern von den Bullen.

Angekommen am Fluss Santa Ana bei Havanna

Krebsfischen

Wir laden unser Equpiment aus dem Cachabum und beginnen die SUP-Bretter aufzupumpen. Puh, das geht ganzschön in die Arme!

Doch wie gut, dass wir ein paar Männer mithaben. Ich laufe mit Nico zum Fluss. Er möchte seine Sandkastengießkanne auffüllen.

Am Fluss sitzt eine kubanische Familie und fischt mit eigenartigen Konstruktionen. Ich gehe näher heran und erkenne ein Ventilatorgehäuse, an welches Fäden gespannt wurden.

Fasziniert beobachte ich wie sie das Ventilatorgehäuse mit einigen Fleischresten in den undurchsichtigen, braunen Flussschlamm herablassen und es nach kurzer Zeit wieder nach oben holen.

Etwas Schwarzes krabbelt im Gehäuse rum – ein Flusskrebs! Flink fischt ein Junge den Krebs aus dem Gehäuse und lässt ihn in einem weißen Sack verschwinden.

Das gibt heute wohl ein leckeres Abendessen.

Stand-Up Boards vorbereiten
SUP Boards aufpumpen
Nico beim Angeln im Fluss

Schlammige Angelegenheit

Nachdem die Männer vor Lauter Pumpen keine Kraft mehr in den Armen haben, kann es losgehen.

Wir schieben die Boards in den schlammigen Fluss.

Ich habe erst eine einzige SUP-Übungsstunde hinter mir und bin bei meinem ersten Versuch auch einmal schön ins Wasser gefallen.

„Bitte lass mich heute nicht in den Fluss fallen“, denke ich beim Anblick des ziemlich schlammigen und trüben Wassers am Ufers und den vielen schwarzen Krebsen unter mir.

Vorsichtig kletter ich über ein verrostetes, eisernes in den Fluss ragendes Rohr auf das Board. Das wäre geschafft!

Pelikan auf dem Fluss Santa Ana
Ausflugsbeginn mit den SUPs
Beginn der SUP Tour in Kuba

Mit Kind und Kegel den Fluss hinunter

Schnell habe ich mich wieder daran erinnert, wie ich das Board lenken kann.

Vor einige Monaten hatten wir an einem kurzen Schnupperkurs im Fluss an der Marina Tarara an der Nordküste teilgenommen.

Der Fluss Santa Ana ist super für Anfänger, es gibt hier kaum Wellengang.

Nur an der Escuela de la Medicina (Lateinamerikanischen Medizinschule) in Playa Baracoa, wo der Fluss ins Meer mündet, da gibt es ordentlich Wellengang.

Endlich sind wir alle mit Hab und Gut auf dem Fluss.

Billy hat einen wasserdichten Rucksack und seinem kleinen Sohn Nico auf seinem Board. Der ist bereits vergnügt mit seiner Gießkanne am Plantschen im Flusswasser.

Elvira hat ein beidseitiges SUP-Paddel bekommen. Als Schwangere muss Sie sich schonen und paddelt sitzend. Entspannt lehnt Sie sich an die große Kühltasche mit unserem Mittagessen. Da fehlt nur noch der Bananenblattfächer!

SUP in Kuba
Stand-Up-Paddling mit Kind in Kuba
SUP Gruppe auf dem Fluss in Kuba

Kubanische Tropenhitze und Totenstille

Gut, dass wir an die Kopfbedeckung gedacht haben.

Die darf auf einer schattenlosen SUP Ausfahrt auf keinen Fall fehlen, denn die kubanische Mittagssonne prallt gnadenlos herab.

Wir sind nur ca. 1 Kilometer von der Stadt entfernt, doch hier umhüllt uns eine so reine Luft und Stille, dass es mir vorkommt als wäre ich im tiefsten Outback.

Das leise Rauschen der Bäume am Wegesrand ist reinste Meditation. Tiefenentspannt vergesse ich alles um mich herum und genieße die Stille.

Aufgelaufen

Plötzlich ruckelt mein SUP Board, gerade noch rechtzeitig kann ich mich auffangen ohne ins Wasser zu fallen.

Erschrocken wache ich aus meiner geistigen Abwesenheit auf und schaue noch unten. Das Wasser ist plötzlich ganz eben und ich kann die Steine und Äste unter mir auf dem Grund sehen.

„Setz dich ganz nach vorne auf das Bord“, meinte Billy. „So geht der hintere Teil mit den Finnen etwas nach oben und schleift nicht an den Steinen“.

Ich gehorche und habe auch bald den Dreh raus, wie ich das Board um die Hindernisse herum lenken kann.

Billy fährt nach vorn und checkt den See ab. Pause ist angesagt – und was ist herrlicher als ruhig schaukelnd auf einem SUP Board liegend Sonne zu tanken?

kubanische Mittagshitze beim SUPen
Mittagspause auf dem SUP Board
Stand-Up-Paddling mit Kind

Keine Lust auf Flusswatten

Wir kehren um, denn der Pegelstand ist schon zu tief.

Wir haben zwar alle auf Ruths Anweisung Wasserschuhe mitgenommen, welche es uns erlauben durch den Fluss zu laufen, doch besonders viel Luft darauf, durch den braunen Schlamm zu watten haben wir nicht.

Es ist bereits 1 Uhr Nachmittags und mein Bauch knurrt seitdem wir losgefahren sind.

Freudig vernehme ich, dass wir zu einer schattigen Stelle fürs Mittagessen aufbrechen.

Schwebendes Buffet 

Einige Meter weiter hebt ein riesige Mangrove ihr schattiges Kronendach über den Fluss.

Ricky wickelt seine Leash (Fußband) an einen Ast über uns und wir gurten die Boards mit mitgebrachten Bändern aneinander.

Es entsteht ein riesiger schwimmender Tisch. Ruth packt die in der Kühlbox mitgebrachten Köstlichkeiten aus: Spaghetti mit Käse, eiskalter Ananas & Mangosaft.

SUP Pause unter dem Mangrovenbaum
SUP Mittagsbuffet auf dem Fluss
SUP Picknick mit Kind

Kubanische Mittagssonne

Vollgefuttert und glücklich lassen wir uns rücklings auf unsere SUP-Boards fallen.

Die Sonne steht nun mittags sehr hoch, doch hier im Schatten des Baumes ist es angenehm kühl.

Das gemächliche Schaukeln der Bretter, das durch das Mangrovendach schimmernde Sonnenlicht und die Stille um uns herum machen uns schläflich.

Der volle Bauch macht den Rest und wir dösen eine Weile vor uns hin und genießen es einmal mal nichts zu machen und an nichts zu denken.

Gegenwind beim Stand-Up-Paddling

Als wir uns nachmittags daran machen unseren provisorischen Mittagtisch aufzuräumen, bemerke ich etwas Wellengang. Gegenwind! Und ja, als wir aufbrechen merke ich, dass ich plötzlich gegenlenken muss.

Doch es macht Spaß gegen die Strömung anzukämpfen und ich spüre, dass meine Oberschenkelmuskeln endlich etwas zu tun haben.

Billy zeigt uns noch, wie wir bei Strömung paddeln sollen – Paddel mit der Rechten tief und kräftig nach unten stoßen und mit der Linken nach hinten ziehen, kurz schnelle Bewegungen.

"Haltet euch an der rechten Flussseite“, ruft uns Ruth hinterher, denn in der Mitte des Flusses hat sich eine ziemlich kräftige Strömung gebildet.

SUP Fahrt raus aufs Meer
Weiterfahrt per SUP nach Playa Baracoa

Stand-Up Paddling bei Playa Baracoa

Am Stützpunkt wieder angekommen entschließt ein Teil der Gruppe noch eine Runde auf der Flussroute Richtung Playa Baracoa zu drehen.

Der Fischerort Playa Baracoa ist besonders bekannt für seine Escuela de Medicina, ein großer Komplex an weiß-blauen Plattenbauten, wo viele nationale und internationale Ärzte aufgebildet werden.

Die Schule oder Universität liegt idyllisch auf einer Art Halbinsel gelegen. Die wird scharf bewacht, ohne Ausweis kommt man da nicht herein.

Ich habe es bereits einmal aufprobiert, denn die angrenzenden Badebuchten der Halbinsel sehen sehr verlockend aus.

SUP an der Medizinfakultät

Flussquallen und Wellengang

In weiter Ferne sehen wir bereits das offene Meer und die dort brechenden Wellen. Weiß schäumend überschlagen Sie sich.

Ich muss bereits ordentlich in die Knie gehen und mich mit voller Kraft in mein SUP-Paddel stützen im voranzukommen.

Der Gegenwind lässt mich kaum vorankommen.

Unter mir ist das Wasser bereits ziemlich tief und ab und an sehe ich eine kleine, faustdicke Qualle an die Oberfläche kommen. Diese sind braun wie der Flusschlamm tief unter mir.

„Der Grund ist voll von diesen Quallen“, meint Ruth. Ok, also besser nicht hereinfallen, denke ich mir und konzentriere mich darauf auf dem nun schon recht wackeligen SUP-Brett Balance zu halten.

SUP im kubanischen Mangrovenwald

Nachdem wir an der Halbinsel mit der Medizinfakultät vorbei sind, befinden wir uns bereits fast auf dem offenen Meer.

Die brechenden Wellen befinden sich nun bereits ca. 200 Meter vor uns. Doch Billy möchte uns noch etwas zeigen – einen Mangrovenwald in den man hineinfahren kann.

Wir kämpfen also weiter gegen die Wellen an und erreichen endlich den Mangrovenwald, wo wir im Schatten der wunderschönen Baumgewächse eine Pause einlegen.

Durchfahrt des Mangrovenwaldes
SUP im Mangrovenwald

Luft ablassen

Die Rückfahrt zum Stützpunkt ist super einfach – Rückenwind bzw. Rückenwellengang!

Zurück am Ufer krabbeln wir von unseren Boards an Land. Es ist bereits spät am Nachmittag und plötzlich überkommt uns die Müdigkeit.

Der volle Tag in der Sonne, das ständige Balancehalten auf dem Stand-Up Paddle Brett und das gegen die Wellen ankämpfen hat uns doch gut entkräftet.

Wir lassen die Board kurz in der Sonne trocknen und lassen dann mit einem lauten Aufzischen die Luft heraus.

Schnell ist alles im Cachabum verstaubt und wir rappeln uns wieder zu einer ruckeligen aber lustigen Rückfahrt nach Havanna auf.

Ende der SUP-Tour
Verstauen der SUP Boards

Hinweise zu einer Stand-Up-Paddling (SUP) Tour in Kuba mit Kind

Vom Stützpunkt nahe dem Dorf La Oca aus (ca. 4 km von Santa Fe ), kann der Fluss Santa Ana mit dem SUP nach links oder recht befahren werden.

Auf der linken Seite kann man ca. 1.4 km den Fluss entlangfahren, bis man zu der Stelle gelangt, an der der Pegelstand sehr niedrig ist.

Link zur STRAVA Aufzeichnung der SUP Tour

Wenn ihr zeitiger losfahrt (gegen 9.00 Uhr) kommt ihr bestimmt noch weiter. Gegen Mittag ist der Pegelstand bereits sehr niedrig.

Biegt man von Stützpunkt aus nach rechts ab, so fährt man zur Meeresmündung. Vom Stützpunkt aus zum Mangrovenwald hinter der Halbinsel sind es ca. 2.5 km.

Link zur STRAVA Aufzeichnung der SUP Tour

Für Anfänger ist die linke Flussseite empfehlenswert, da es da kaum Wellengang gibt. Um gegen die Meereswellen anzukommen, braucht es bereits etwas Übung.

Mitnehmen solltet ihr auf jeden Fall Sonnenschutz und eine Kopfbedeckung, denn auf dem Fluss bist du größtenteil der direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt. Empfehlenswert sind ein langärmlicher UV-Pulli mit 50+ Schutz.

Wenn du dein Handy mitnehmen möchtest, solltest du die eine wasserfeste Hülle besorgen oder dieses an die Tour-Guides geben. Billy hat immer einen wasserfesten Rucksackbeutel mit. Als Kamera empfiehlt sich eher eine Go Pro.

Als Badestopp empfiehlt sich das gegenüberliegende Ufer der Escuela de Medicina. Die Buchten der Fakultät sind leider Tabu.

Ab Santa Fe aus gibt es keine Gelegenheit etwas zu Essen oder zu Trinken zu kaufen. La Oca ist bereits in sehr abgelegender ländlichen Gegend. Du musst daher genug Wasser vorab in Havanna besorgen und mitnehmen. Es empfiehlt sich ein Snack vor Beginn der Tour und ein mitgebrachtes Mittagessen während der Tour (falls du auf dem Fluss zu Mittag essen möchtest) oder eben danach.

Die Tour ist auch super für Kinder geeignet – es sind wenige Kilometer auf dem SUP- Brett und der Pegelstand ist niedrig. Bitte unbedingt auf ausreichenden Sonnenschutz und eine gute Kopfbedeckung achten.

Wer den Stützpunkt per Rad anfahren möchten, kann dies auch tun. Die Strecke beträgt vom Zentrum von Havanna aus ca. 25 km  und vor Ort gibt es eine Unterstellmöglichkeit für die Fahrräder.

Link zur STRAVA Aufzeichnung der Radtour

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