Mist – ein riesiges Schlagloch!
Ich schaffe es auszuweichen, doch mit einem lauten FLATSCH fliegt meine Plastikwasserflasche auf der Haltung und direkt unters Fahrrad.
Ausweichen kann ich nicht mehr – beim Drüberfahren zerplatzt sie und der kostbare Inhalt läuft auf die staubige Landstraße. Auweia… das bedeutet ich bin nun ca. 40 Kilometern kurz vor der Mountainbiketour El Esperon auf dem Tafelberg Mesa de Anafe ohne Wasser.
Mitten in der kubanischen Pampa.
„Hey Jungs – wie siehts bei euch aus?”
Einer schwenkt seine 1-Liter Flasche durch die Luft. „Hab was, aber de la pila.“ Na super, de la pila (aus dem Wasserhahn) – das heißt, es gibt nur ungefiltertes, verseuchtes, kubanisches Leitungswasser. Ich schwanke kurz zwischen Umdrehen und 5 Kilometer zurück ins Dorf radeln oder mir den Magen mit Parasiten zu verderben.
“Was sollen wir denn dann trinken – 1 Liter reicht hinten und vorne nicht für uns alle?“
Abkürzung
Der Samstag steht an und wir wollen raus aus der Stadt. Raus in die Pampa, frische Landluft und Freiheit schnuppern. Also ab nach Aguacate (übersetzt: Avocado)!
Treffpunkt ist ein WLAN Park im Stadtteil Playa, neben der Ausländerklinik Cira Garcia. “Buenaaaaas!” Ja, die Kubaner verschlucken gerne Silben und wenns hart auf hart kommt auch mal ganze Wörter. Das Buenas steht für Buenos días, Buenas tardes, Buenas noches… such dir was aus!
“Wer kommt alles mit?”
“Schauen wir mal – keine Ahnung!” So beginnen unsere Abenteuer immer…
Zu diesem Moment nehme ich noch an, dass wir in das verschlafene Dörfchen Aguacate fahren, wo wir gemütlich einen lecker duftenden kubanischen cafecito trinken und uns von Hühner begackern lassen werden.
Nach einer Stunde warten ist die Truppe für heute mit vier Mann komplett und wir fahren los. Nachdem wir das noble Botschafterviertel Siboney durchquert haben, kommt Midnay eine Idee:
“Wir wollen doch nicht hin und zurück den gleichen Weg nehmen. Ich kenne eine Abkürzung!”
Beim Wort Abkürzung kommt bei mir in Kuba erfahrungsgemäß sofort Misstrauen auf – und damit hatte ich nicht Unrecht… Wir fahren durch eine dörfliche Gegend, Felder zu beiden Seiten des Weges und ich fühle mich plötzlich so weit weg von Havanna. Kinder, Hühner und abgemagerte Hunde rennen zwischen den vereinzelnden Hütten rum.
Dann Pampa – wir sind im umgangssprachlich genannten “Basurero” angekommen – der ehemaligen großen Müllhalde von Havanna. Diese wurde vor einigen Jahren abgebrannt und geschlossen. Nun bietet diese trotzlose Gegend, in der sich Felsen und Schutthaufen mit grünen Rasenflechen und Bäumen abwechseln, eine tolle Spielwiese für Mountainbikefahrer.
Die Jungen schlängeln sich gekonnt zwischen des Schutthaufen den Hügel hoch. Ich versuche es Ihnen nachzumachen, kann aber plötzlich mein Gleichgewicht nicht mehr halten und falle direkt auf einen der Schutthaufen.
Autsch!
“Was ist passiert?” – “Ach, nichts!”
Schnell rappel ich mich wieder auf und fahre weiter. Doch mein Bein blutet und pocht.
“Bei deiner letzten Fahrradschramme musstest du mehrmals zum Kubanerarzt, der dir die entzündete Wunde ohne jegliches Feingefühl ausgeschabt hat. Jetzt fällst du auch noch direkt in einer Müllhalde!”, ärgere ich mich über mich.
Natürlich habe ich typisch deutsch ein Erste Hilfe Päckchen dabei. Aber mir jetzt vor den Jungs die Blöße geben und die Wunde reinigen? Nee!
“Ein Indianer kennt keinen Schmerz”, pflegte meine Mutter immer zu sagen. Ich setze eine unbekümmerte Miene auf und trete weiter in die Pedale.
Totale Stille
“Schaltet in den niedrigsten Gang, wir nehmen die Schlammroute durch den Wald.”, ruft Midnay.
“Kannste doch nicht machen! Da kommt Rebekka niemals durch”, meint Carlos darauf.
Na vielen Dank auch für die Blumen!
Doch da es meine allerallererste Mountainbiketour in Kuba ist, habe ich natürlich noch nie in meinem Leben so eine Schlammwüste gesehen. Der braungraue Schlamm fliegt uns um die Ohren.
Mund zu! Gottseidank habe ich eine Sonnenbrille dabei.
Was jedoch keiner von uns bedacht hatte – der Tropenregen der letzten Tage hatte es in sich.
“Los, trampelt, trampelt, sonst kommen wir heute nicht mehr an.”
Doch unsere Räder fangen an zu blockieren. Das feine trockene Gras vermischt mit lehmigem Schlamm klemmt zwischen Rad und Gabel fest. Es bewegt sich einfach gar nichts mehr.
Wir suchen uns Stöcke und fangen an die plattgefahrene hartnäckige Masse abzuschälen um 2 Minuten später wieder komplett bewegungsunfähig zu sein. Der Schweiss läuft uns nur so den Rücken hinunter.
“Verdammt, was hast du dir als Anfänger nur dabei gedacht mit denen mitzufahren.”, denke ich nur.
Doch auch die anderen kommen nicht schneller voran als ich. Plötzlich wird mir bewusst wie unglaublich still es um uns ist. Keine Menschenseele weit und breit, das letzte Dorf haben wir längst hinter uns gelassen.
Ich höre den Gesang fremdartiger Vögel, die ich noch nie in meinem Leben gehört habe. Ich fühle mich fern der Wirklichkeit.
Wir sind nur 20 km von Havanna entfernt und schon fühle ich mich wie im abgelegendsten Winkel der Insel. Einfach nur herrlich! Endlich verlassen wir das Waldstück, der Weg wird fester und besteht nun eher aus riesigen Wasserpfützen, welche die komplette Straße einnehmen.
Wir flitzen mitten durch, der Schlamm schlängt um uns und läuft an den Waden wieder herab. “Schön Gas geben!” ruft jemand von hinten, doch da ist es auch schon passiert.
Mitten in einer Riesenpfütze bleib ich stecken und falle nach links direkt in die Pfütze.
Gottseidank kann ich mich noch auffangen und versinke nur mit einem Bein im Schlamm. Soll ja gesund sein, so eine Schlammpackung! Desinfiziert hoffentlich auch meine offene Wunde.
Aguacate – das Avocado Dörfchen
Wir verlassenen nach gefühlten 10 Stunden und mit zittrigen Muskeln die Schlammwüste. Alles hat ein Ende. Erleichterung erfüllt mich.
“Ich habe es geschafft! Wir sind gleich im Dorf, danach geht es auf der Landstraße zurück, alles easy.”
Pustekuchen, werde ich gleich erfahren…
“Wie weit ist es noch nach Aguacate?”, frage ich und fühle mich wieder wie damals als quengeliges Kind mit Mutti auf Wanderungen. “Gibts dort was zu essen?”
Hier in Aguacate gibt es eine Hütte neben dem anderen.
Kein Café, Restaurants oder sonstiges weit und breit. Kubaner wippen in Schaukelstühlen gemächlich in der Mittagshitze vor sich hin und grüßen freundlich. Richtiges Mittagessen kann ich hier lange suchen, bemerke ich. Abgesehen von ein bis zwei Straßenkiosken gibt es hier nix.
Wabbelige 10 CUP (damals umgerechnet 40 ct) Kubanerpizza und Butterbrötchen also. Nährstoff- und Geschmackserlebnis gleich null, Hauptsache schön fettig. Es schmeckt nach nix – doch seelig verdrücken wir soviel wir können und spülen alles mit erfrischend fruchtigem Mangosaft herunter.
Wir geben ein amüsantes Bild ab, von oben bis unten voller Schlamm und riechen bestimmt auch nicht besser als wir aussehen.
Ich schau auf meine Strava App Aufzeichnung. 40 Kilometer erst? Es kommt mir mindestens doppelt so viel vor, wundere ich mich.
“Klar, das Beste kommt ja auch erst noch. Wir wollen doch noch 20 Kilometer um dem Tafelberg Mesa de Anafe bei Aguacate rumfahren. Da beginnt doch erst die Mountainbiketour”, meint Carlos dazu.
„WHAT?!“
Dann ist wohl nicht das Dorf Aguacate das Ziel, sondern der Berg bei Aguacate. B-E-R-G … mich verlässt der Mut…
Tafelberg Mesa de Anafe bei Aguacate
Es mag eigenartig klingen, aber nach 4 Jahren auf Kuba, habe ich noch nie etwas vom Tafelberg Mesa de Anafe gehört! In anderen Ländern sind Tafelberge doch die Highlights.
Das ist das Tolle am Fahrradfahren mit den Locals in Kuba – viele Sehenswürdigkeiten sind so abgelegen, dass Sie touristisch noch gar nicht so recht erschlossen sind. Da thront der Tafelberg nun vor mir, majestätisch, beängstigend und hoch.
“Da sollen wir hoch und einmal rundum fahren?”, sorge ich mich. Meine Beine fühlen sich jetzt schon an wie Gummi. Wasser habe ich keines mehr, die Flasche ist mir gerade bei einem Ausweichmanöver aus der Haltung gefallen.
“Wir könnten ja unterwegs bei einem Bauern halten und auffüllen.” meint Carlos.
Gut das die Bauern hier in dem Pampa auch nur Leitungswasser trinken. Aber ich will nicht als europäisches Püppchen abgestempelt werden und sage mir “Hey – no risk, no fun. Vielleicht ist mein Magen ja schon langsam kubanisiert und es macht ihm nichts mehr aus.”
Zunächst lassen wir uns in das von riesigen Palmen umrahmte Tal herab, der Wind saust uns kühlend um die Ohren. Die Kühe am Wegesrand und auf Karren vorbeifahrenden Bauern mustern uns neugierig. In unseren bunten Fahrradsachen voller Schlamm fallen wir in der einfachen Gegend auf.
Mountainbiketour El Esperon – MTB-Piste am Abgrund
Nun beginnt der Aufstieg. “Con mucho cuidado”, meint Midnay, denn er kennt den Berg wie seine Westentasche. Hier auf dem Aguacate Berg gibt es einen ganz speziellen Lehm-Ton-Boden der extrem rutschig und glitschig ist.
Langsam arbeiten wir uns im niedigsten Gang durch den Wald den Berg hinauf. Oft müssen wir absteigen, denn bergauf auf glitschigem Boden kann man nicht jede Baumwurzel überspringen. Denn rechts neben uns gähnt ein tiefgrüner Abgrund, dem wir auf dem Lehmboden oft gefährlich nah entgegenschlittern.
Plötzlich reißt mit einem lauten “Pling” meine Bremse. Verdammt, auch das noch! Natürlich ist es die Hinterbremse. Die Jungs schauen besorgt drein und das gefällt mir gar nicht. Dieser Blick gefällt mir gar nicht – wenn hier jemand immer alles easy hinnimmt, dann sie.
“Mit der Vorderbremse darf du nur ganz langsam bremsen, also fahr bloß vorsichtig, sonst fliegst du über den Lenker!”
Kubanische Königspalmen wie im Bilderbuch
Der Ausblick der sich uns von Aguacate Berg aus bietet ist unbezahlbar, lohnt jede Mühe und vertreibt jegliche Bedenken. Die langen und glatten weißgrauen Stämme der Königspalmen biegen sich elegant in die Höhe, Palmenblätter rauschen im Wind. Draußen in der Ferne sehen wir die höchsten Gebäude von Havanna wie winzige Bauklötzchen.
Wahnsinn – diesen ganzen Weg sind wir hergefahren und müssen wir noch zurückfahren. Der Weg nach Havanna scheint mir unendlich weit.
Wassersuche im Nirgendwo
Nach gefühlt einer Stunde haben wir den Aufstieg hinter uns. Meine Beine zittern von der ständigen Abspannung und Vorsicht beim Fahren auf dem schlittrigen Boden neben dem Abgrund und meine Kehle schreit förmlich nach Wasser.
“Sorry Jungs, aber wir sollten was zu trinken suchen.”
Hier in Kuba muss man immer trinken um einen Hitzschlag zu vermeiden. Der Wald liegt endlich hinter uns und vor uns nun eine rot-lehmige Straßen auf der wir um den Berg herumfahren.
Dann endlich – Zivilisation!
Wenige Meter vor uns steht eine Holzhütte, ein Bauer sitzt in braungrauen abgewetzen Kleidern und einem Cowboyhut davor und pafft eine Zigarre. Wir bitten ihn freundlich nach Wasser und er füllt uns anstandslos die einzige Wasserflasche auf die wir haben.
Ein Liter – die Flasche geht reihum und wir stürzen sie nur so herunter.
Ich verschwende keinen Gedanken mehr an die späteren Stunden mit Magenkrämpfen, dieses Wasser ist das Köstlichste was ich je getrunken habe. Der Bauer grinst uns an.
“No se preocupen, tomen bastante, hace mucho calor!” (Keine Sorge, trinkt so viel ihr wollt, es ist sehr heiß heute), beschwichtigt er uns und holt sofort noch mehr Wasser.
Ich bin ihm so unendlich dankbar und gleichermaßen so überrascht von seiner Großzügigkeit. Er kennt uns nicht mal, wohnt ganz hier oben in seiner ärmlichen Hütte und lässt uns einfach bei sich “tanken”. Voller Bewunderung für diese kubanische Gastfreundschaft danke ich ihm vielmals.
Downhill ohne Hinterbremse
“Nun kommt der gefährlichste Teil”, meinte Midnay. Wie jetzt – schlimmer als die Schlitterfahrt im Wald, schlimmer als die Pampe am Morgen?
“Ach komm, laber nicht! Was kann denn das noch toppen”, denke ich mir.
Als ich den Abhang vor mir sehe entgleitet mir ein hysterisches Lachen. Der rot-orangefarbene Feldweg der sich in 45° vor mir den Berg herunterschlängelt besteht eigentlich nur aus riesigen Kratern und Felsbrocken. Rechts und links davon sind schmale Radspuren ausgefahren.
“Triffst du diese Spuren nicht, fliegst du wohl direkt in so ein Loch über die Felsen den Hügel runter.”, vermute ich.
Gut, dass ich nur noch die Vorderbremse habe. Ich schnalle meinen Helm fester und umfasse den Lenker. Ob ich Schiss habe? Na klar und wie!
Voller Konzentration brettern wir nach unten und es ist nicht so schlimm, wie es aussah. Langsam werden meine Finger durch das krampfhafte Festhalten des Lenkers taub.
Anfänger halt!
Jeder Moment in dem mein Vorderrad auf das nächste Hindernis stösst erfordert unglaublich viel Kraft zum Entgegenlenken. Ich möchte vor Freude heulen, als sich vor uns endlich eine Asphaltstraße öffnet.
“Wahnsinn, ich habs geschafft!”, jubel ich innerlich.
Mit nur einer Vorderbremse! Diese grenzenlose Freunde und der Stolz, den man verspürt nachdem man sich selbst übertroffen hat, sind es was diese Touren unvergesslich macht.
Uphill am Monsterhügel
“Freu dich nicht zu früh”, grinst Midnay schelmisch – “Der Monsterberg liegt noch vor uns.”
Hat der gerade Berg gesagt?!
“Ja, jeder Fahrradfahrer der diese Tour macht kann sich an ihn erinnern. Genau dann wenn du denkst, es ist endlich vorbei, erwartet dich dieser krass steile Hügel. Ganz gemächlich steigt er an und zieht sich gefühlt ewig langsam in die Höhe und zieht in seinen letzen Metern um fast 90° an”, schwärmt er.
Ein Teufelswerk!
Mir wird etwas mulmig, doch gleichzeitig erfasst mich eine tiefe Entschlossenheit.
“Nachdem was du heute geschafft hast, bezwingt dich so ein Berg nicht in die Knie”.
Doch Mannoman, dieser hier hat es wirklich in sich! Auf dem allerallerniedigsten Gang kämpfen wir uns langsam und konzentriert herauf.
“Kräfteeinteilen, ein Tritt nach dem anderen, nicht Hochschauen, einfach langsam weitervorarbeiten und tief ein- und ausatmen”, sage ich mir innerlich immer und immer wieder vor. Gerade wo ich denke, “ich muss aufgeben, absteigen und die letzten Meter hochschieben”, schaue ich auf und sehe vor mir den Gipfel.
Das wäre doch gelacht, wenn ich jetzt aufgebe! Mit letzten Kräften trete ich weiter in die Pedale. Und dann – Jubel – ich habe es wirklich geschafft, den Mosterberg ohne Absteigen zu bezwingen!
Ich kann es nicht fassen!
Stolz klopfe ich mir gedanklich auf die Schulter. Jetzt hast du dir aber sowas von ein Bierchen verdient!
Biersuche im Campismo La Coronela
Oh Gott, was würde ich jetzt für ein kühles, erfrischendes Bier geben. Ich fühle es schon kühl meine Kehle herunterrinnen. Vor lauter Erschöpfung und Durst bin ich schon wie von Sinnen.
“Hey Jungs, wir brauchen JETZT Bier”, hechel ich. Sie stimmen lachend zu und meinen wir seinen gleich am Ziel.
Unser Ziel ist die Talsperre La Coronela, wo es einen versteckten Wasserfall geben soll. Der Weg zum Campismo (Camping) Coronola ist nochmals mit Hügeln gesäumt, die es zu bezwingen gilt. Doch mit dem Gedanken an ein kühles Bier sind die ein Lacher.
Hier im Campismo dröhnt schneller Reggaeton aus den Boxen, die Locals sitzen in Badesachen an bunten Plastiktischen und schaufeln haufenweise Reis mit Bohnen und frittierte Kochkananen in sich rein. Der Geruch nach frittierten Schweinefett hängt in der Luft.
Als wir endlich unser Bier in den Händen halten – ein großen “Blondes” aus Holland – sind wir seelig. Schmerzende Wandenmuskeln, schmerzendes Hinterteil – doch der Moment ist einfach perfekt.
Kennst du dieses Gefühl, wenn du etwas erreicht hast, von dem du niemals dachtest, dass du es schaffen wirst? Das geilste Gefühl ever! Wir dissen uns gegenseitig, scherzen und sind einfach nur froh es geschafft zu haben.
Nach zwei Bier auf nüchternen Magen und einigen Keksen, die uns noch übrig blieben, heißt es – auf zum Wasserfall!
Wasserfall “El Copey” beim Campismo La Coronela
Wir sausen den Hügel wieder herunter und fahren in den Wald außerhalb des Campismo. Ein rutschiger Weg führt steil durch den Wald zum Wasserfall herunter. Wir helfen uns gegeseitig unsere pampigen Fahrräder herunterzuhiefen.
Carlos und Fabian sind schneller in der Lagune als man gucken kann – die beiden sind totale Wasserratten.
Die Badepausen bei unseren Fahrradtouren sind für sie der Höhepunkt des Tages. Midnay fängt erstmal voller Enthusiasmus an, sein Rad vom Schlamm zu säubern und beachtet das frische Nass gar nicht.
Das muss Liebe sein! Der Wasserfall der vom Felsen herunterbricht sieht so unglaublich einladendend und erfrischend aus. Ich springe in die Lagune rein und watte zum Wasserfall. Meine schmerzenden Muskeln entspannen sich langsam im kristallklaren, kalten Quellwasser und der Wasserfall wirkt wie eine wohltuende Massage.
Mitten im Regenwald ohne nervtötende Reggaetonmusik, mit schmerzenden Muskeln im kühlen Nass und dem lauten Rauschen des Wasserfalls, der an den Felssteinen unter einem bricht – das ist der Himmel auf Erden!
Traditionelles Abendessen im Kcharritos
Mit neuer Kraft und voller Lebensfreude geht es spätnachmittags zurück nach Havanna. Schließlich wartet noch unser traditionelles Ausklangsabendessen im “Los Kcharritos” auf uns.
Dieser Restaurant in Form eines kubanischen Ranchons befindet sich direkt neben der Autobahn mitten im Nirgendwo und ist für seine günstige, kubanische Kuche wohl bekannt und immer voll besetzt. Stimmengewirr und angenehme kubanische Sonklänge hängen in der Luft.
Teller voller Schweinekotelleten, Hühnchen und Berge von Reis mit Bohnen werden von der flinken Bedienung zu den Tischen befördert. Der Ansturm und die gute Auslastung sprechen für dich.
Bei unserem Abendessen gehen wir die Abenteuer unseres Tages nochmals durch und lachen uns kaputt, über all die Sachen die uns passiert sind, während wir Kichererbseneintopf und Schweinekotelleten verdrücken und mit viel TuKola herunterspühlen.
Was für ein unvergesslicher Tag!
Hinweise für die Mountainbiketour El Esperon zum Tafelberg bei Aguacate
Diese Mountainbike Fahrradtour betrug ab/an Havanna insgesamt 100 km. Davon sind unterfähr 20 km reine MTB – Piste.
Link zur STRAVA Aufzeichnung der Radtour
Es erwarten dich abgelegene kubanische Dörfer und ein Einblick ins einfache Leben der Menschen auf dem Land. Vom Tafelberg Mesa de Anafe wirst du bei guten Wetter traumhaften Ausblicke auf das palmenbewachsene grüne Tal bis hinunter an die Küste und bis auf die 50 km weit entferne Skyline von Havanna haben.
Die MTB Strecke El Esperon ist für fortgeschrittene Mountainbiker geeignet.
Bei Auffahrt auf dem grauen, rutschigen Lehmboden und zwischen den glatten Steinen ist Vorsicht angesagt, denn rechts von dir gähnt ein tiefer Abgrund. Steige lieber einmal mehr vom Fahrrad ab und schiebe es nach oben, solltest du nicht sicher sein. Ein Unfall auf dem Berg wäre aufgrund der Entfernung zum nächsten Dorf sehr ungünstig.
Weiter oben führt sich die Strecke unter anderem bergauf durch den Wald bis du an die Spitze des Tafelberges kommst, wo du dem ein oder anderen abgeschieden lebenden Bauern begegnen wirst.
Lerne bitte aus meinen Fehlern und bereite dich gut auf diese Tour vor, denn du bist wie gesagt mitten in der Pampa. Nehme ausreichend Wasser mit (Camelbag, Fahrradflaschen), denn vor Ankunft am Campismo Coronela wirst du wahrscheinlich nichts zum „Auftanken“ finden.
Weiter empfehlenswert ist Verpflegung mitzunehmen (barra de maní, Energieriegel, Brötchen..), da es in den kleinen Dörfern nicht einfach ist etwas zu finden (zumindest nichts, was dem europäischen Magen nicht schaden kann).
Wasserflaschen wirst du hier womöglich nicht finden, maximal kubanische gepanschte Limo oder selbstgemachten Saft, welche wahrscheinlich auch mit Wasser aus der Leitung gemischt wurden.
Die MTB Piste El Esperon war auch Schauplatz vergangener Mountainbikewettbewerbe in Kuba. Anschließend empfiehlt sich für einen gelungenen und entspannten Tagesabschluss ein Abstecher zum campismo La Coronola. Hier gibt es Getränke und (sehr rustikales) kubanisches Mittagessen. Im Stausee La Coronela, an welchen der Campismo grenzt, kann man baden.
Am Wochenende verbringen viele Kubaner Ihren freien Tag hier, besonders in den heißen Sommermonaten. Es gibt eine Rutsche für die Kinder und einen Steg der hinauf auf den Staudamm führt.
Alternativ könnt Ihr zum nahegelegenen Wasserfall El Copey fahren, welcher sind im Wald versteckt befindet. Es ist etwas schwer mit den Fahrrädern auf dem glitschigen Waldweg nach unten zu gelangen, auch hier ist Vorsicht geboten.
Als Lokal für ein kreolisches Essen zum Tagesabschluss eignet sich auf hier wieder das Local Los Kacharritos, welches von vielen Fahrradfahrern und Kubanern besucht wird. Wer etwas Exklusiveres wünscht, kann auch in der Finca Tungasuk eingekehren und hier ein aus Selbstangebautem zubereitetes Essen genießen und einen Rundgang auf der Finca unternehmen (nur mit Vorabreservierung).